Am 11 Tag der Reise war ich bereits sehr früh gegen 5 Uhr morgens wach und etwas aufgeregt. Ich hörte das Rauschen des Baches, das unweit des Gasthauses sein Bett geformt hatte. Ich denke ich war aufgeregt wegen dem Umfaller Tag zuvor und machte mir Gedanken, ob wohl alles was Nass geworden war, wieder trocken wird.
Zum Frühstück hatte ich wieder die Gesellschaft des Kanadiers der mir erzählte wie wunderbar der Kaffee in Europa schmeckt, während ich als teetrinker den Kräutertee schlürfte, den mir Maria die Gastwirtin aus den Kräutern der Umgebung aufgekocht hatte.
Es hat etwas gedauert bis ich alles wieder eingepackt hatte und wieder reisebereit war. Ursprünglich hatte ich vor einen anderen Weg in Richtung Shkodra zu nehmen, dieser ist nicht geteert. Maria hat mir aber dringend abgeraten den Weg zu fahren und so bin ich fasst den gleichen Weg wieder zurück gefahren, wie ich gekommen war. Auf dem Weg ist mir in einer Kurve beinahe ein Motorradfahrer reingefahren. Ich habe ihn nicht kommen hören und er wohl auch nicht, in letzter Sekunde bin ich nach rechts und er nach links ausgewichen. Gut, dass nichts passiert war. Ich merkte, dass ich im Gelände mich inzwischen etwas vertrauter fühlte und so bin gefühlt auch schneller aus den rauen Streckenabschnitt wieder rausgekommen.
Auf dem Weg in Richtung Mazedonien fuhr ich an Shkodra und Tirana der SH1 entlang vorbei. In Tirana bin ich in die Stadt zum Essen reingefahren. Auf Empfehlung von Hans-Peter habe ich bei Uka Farm angehalten, das Essen war sehr lecker. Tirana war sehr versmogt und staubig, ich wollte da nur schnell wieder rausgefahren, vor allem weil es auch extrem heiß war.
Ich habe in meinem Leben noch nie eine so hohe Dichte an Tankstellen gesehen wie in Albanien, auf der gesamten Strecke steht im Schnitt alle 500m eine Tankstelle. Unglaublich …
Nach Tirana an Elbasan vorbei kam ich der mazedonischen Grenze näher. Die Strecke ab Tirana war landschaftlich etwas schöner, je näher ich der mazedonischen Grenze kam, umso grüner und bewaldeter wurde es.
Ich hatte noch ca. 140 Euro in albanischen Leki dabei, die habe ich dann bei einer Autowerkstatt eingetauscht als ich nach einem Aufkleber für Albanien gesucht hatte. Diesen habe ich von einem Ersatzteileverkäufer Geschenk bekommen. Sehr nette Leute in Albanien :).
Der Grenzübergang verlief schnell und unkompliziert und schon ziemlich bald befand ich mich in Ohrid. Mein Zimmer hatte ich direkt in der Altstadt, weshalb ich anfangs Mühe hatte mein Motorrad zu parken, da schwer war eine Ebene Stelle zu finden.
Nach der Dusche bin ich dann direkt in die lebhafte Altstadt gelaufen und sah mich nach einem ruhigen Plätzchen fürs Abendessen um. In dem türkischen Teil der Altstadt fand ich ein türkisches Restaurant.
Als ich in dem Restaurant saß, kam ein Zigeunermädchen im Alter von ca. 10 Jahren vorbei und hat mir Luftballons angeboten, ich habe dankend abgelehnt und habe sie dann beobachtet, sie lief zum nächsten Tisch, die Reaktion der zwei sitzenden jungen Männer war etwas aggressiv und sie greifen unmittelbar nach deren auf dem Tisch liegenden Smartphones. Das Mädchen war sichtlich erschöpft und hat mir sehr leid getan, vor allem weil die jungen Männer sie sehr vorurteilsvoll behandelt hatten und deren Augenblick in den Moment werde ich wohl nicht vergessen. Sie hat mir sehr leid getan, da liefen Kinder spielend mit ihren Eltern durch die Straße, während das Zigeunermädchen irgendwelche Luftballons zu verkaufen versuchte. Das Leben kann ganz schön ungerecht sein. Ich hatte mein Essen bereits bestellt, ich stand auf, habe sie eingeholt, sie auf russisch angesprochen und habe ihr zu verstehen gegeben, dass sie sich zu mir an den Tisch setzen sollte. Ich fragte was sie essen möchte, gab ihr das Menü, sie hat etwas gesagt was ich nicht verstand und ich rufte die Bedienung zur Übersetzung. Das Mädchen wünschte sich ein Sandwich zum Mitnehmen, weil sie es mit ihrer Mutter teilen wollte. Ich bestellte es ihr und fragte nach ihrer Erkältung weil sie starken Husten hatte, ich wollte ihr Hustensaft organisieren aber sie hat abgelehnt. Ich gab ihr noch ca. 5 Euro in mazedonischen Dinar und sie ist dann mit dem Sandwich gegangen. Kurze Zeit später kam sie wieder vorbei und hatte noch zwei 6-7 Jahre alte Jungs dabei, sie wollten auch ein Sandwich, ich bestellte noch eins und gab es den Jungen. Am dem Abend dachte ich nur, dass in unserer technisierten Welt, es sehr schwierig für die Zigeuner ist, einen gesicherten Lebensstandard zu erreichen. Auf meine Frage, ob das Mädchen zur Schule gehe, hat sie mit Nein geantwortet…
Tagesstrecke: 330km.